Wächter Band II
Sergej Lukianenko: Wächter des Tages
Fulminante Fortsetzung der Wächter-Reihe.
Inhaltlich werd ich so wenig wie möglich sagen um niemand um die Spannung und das Vergnügen des Detektivspiels mit den Wächtern des Tages und den Wächtern der Nacht zu bringen.
Scheinbar zusammenhanglos befindet man sich in der ersten Geschichte mit der plötzlich sympathischen Hexe Alissa auf Mission die für sie ungünstig ausgeht...
Der zweite Band ist weit emotionaler geschrieben und auch berührender als der erste. Charaktere gewinnen Tiefe, die Geschichte ist verworrener, die Handlung spannender und zumindest ich bin nur mit den Protagonisten auf die "lösung" gekommen.
Noch besser als im ersten Teil sind auch die Anspielungen über sämtliche Gattungen und Disziplin en hinweg - Musik worauf ich bezüglich Rammstein schon eingegangen bin und eben viel russischer Metal - Geschichte auf jeder Seite zuviel um alles zu bemerken, zuviel um allem nachzugehen aber immer wieder schön wie gut recherchiert und teilweise raffiniert eingeflickt (ok, manchmal wird der holzhammer benutzt hitler oder stalin betreffend aber sonst...) - Sagen und Literatur ohne Ende. Einfach schön
Kostprobe der markantesten anspielungen allein aus der letzten der drei Geschichten (keinesfalls vollständig und von mir willkürlich gewählt allein nach eminem persönlichen spassfaktor):
- Gilles de Rais S.429: Hätte ich nicht erkannt wenn ich nicht vor einiger Zeit ein Referat über den "echten" Blaubart, vorlage der literarisch und musikalisch oftmal adaptierten Figur.
http://de.wikipedia.org/wiki/Gilles_de_Rais
(man verzeihe mir die wikipedia artikel aber die sind hier einfach praktisch)
- Nibelungen Lied bzw. Edda über ganz Buch: Von Begin an spielt die Kralle des Fafnir eine Rolle die von den Regin-Brüdern geraubt wurde. Sowohl Fafnir als auch Regin sind Figuren der erwähnten Heldenlieder. Auf S.401 wird Siegfried selbst und sein Kampf gegen Fafnir aus sicht der Wachen beschrieben.
http://de.wikipedia.org/wiki/Fafnir
http://de.wikipedia.org/wiki/Regin
- Vitezslav Nevzal S. 439: In Prag tritt der Vampir Vitezlav auf. Vitezslav Neval ist ein tschechischer Gothic-Autor und hat unter anderem den Vampir-Roman "Valerie and her week of wonders" geschrieben.
http://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%ADt%C4%9Bzslav_Nezval
- Necronomicon von Alhazred S. 479: Der Dunkle Magier Edgar liest im Prager Büro der Tagwache im Necronomicon. Dieses ist eine vielzitierte Erfindung H.P,Lovecrafts :-)
http://de.wikipedia.org/wiki/Necronomicon
die liste wäre endlos fortzusetzen.
wie gesagt besser geschrieben als band eins und höherer spassfaktor für jeglische fans von interdisziplinarität
Fulminante Fortsetzung der Wächter-Reihe.
Inhaltlich werd ich so wenig wie möglich sagen um niemand um die Spannung und das Vergnügen des Detektivspiels mit den Wächtern des Tages und den Wächtern der Nacht zu bringen.
Scheinbar zusammenhanglos befindet man sich in der ersten Geschichte mit der plötzlich sympathischen Hexe Alissa auf Mission die für sie ungünstig ausgeht...
Der zweite Band ist weit emotionaler geschrieben und auch berührender als der erste. Charaktere gewinnen Tiefe, die Geschichte ist verworrener, die Handlung spannender und zumindest ich bin nur mit den Protagonisten auf die "lösung" gekommen.
Noch besser als im ersten Teil sind auch die Anspielungen über sämtliche Gattungen und Disziplin en hinweg - Musik worauf ich bezüglich Rammstein schon eingegangen bin und eben viel russischer Metal - Geschichte auf jeder Seite zuviel um alles zu bemerken, zuviel um allem nachzugehen aber immer wieder schön wie gut recherchiert und teilweise raffiniert eingeflickt (ok, manchmal wird der holzhammer benutzt hitler oder stalin betreffend aber sonst...) - Sagen und Literatur ohne Ende. Einfach schön
Kostprobe der markantesten anspielungen allein aus der letzten der drei Geschichten (keinesfalls vollständig und von mir willkürlich gewählt allein nach eminem persönlichen spassfaktor):
- Gilles de Rais S.429: Hätte ich nicht erkannt wenn ich nicht vor einiger Zeit ein Referat über den "echten" Blaubart, vorlage der literarisch und musikalisch oftmal adaptierten Figur.
http://de.wikipedia.org/wiki/Gilles_de_Rais
(man verzeihe mir die wikipedia artikel aber die sind hier einfach praktisch)
- Nibelungen Lied bzw. Edda über ganz Buch: Von Begin an spielt die Kralle des Fafnir eine Rolle die von den Regin-Brüdern geraubt wurde. Sowohl Fafnir als auch Regin sind Figuren der erwähnten Heldenlieder. Auf S.401 wird Siegfried selbst und sein Kampf gegen Fafnir aus sicht der Wachen beschrieben.
http://de.wikipedia.org/wiki/Fafnir
http://de.wikipedia.org/wiki/Regin
- Vitezslav Nevzal S. 439: In Prag tritt der Vampir Vitezlav auf. Vitezslav Neval ist ein tschechischer Gothic-Autor und hat unter anderem den Vampir-Roman "Valerie and her week of wonders" geschrieben.
http://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%ADt%C4%9Bzslav_Nezval
- Necronomicon von Alhazred S. 479: Der Dunkle Magier Edgar liest im Prager Büro der Tagwache im Necronomicon. Dieses ist eine vielzitierte Erfindung H.P,Lovecrafts :-)
http://de.wikipedia.org/wiki/Necronomicon
die liste wäre endlos fortzusetzen.
wie gesagt besser geschrieben als band eins und höherer spassfaktor für jeglische fans von interdisziplinarität
FerminaDaza - 28. Jun, 20:32
Die Entdeckung der Individualität
Ebenso konsequent, wie er im ersten Band nur Anton zu Wort kommen ließ, bestimmt nun je eine Figur je eine Geschichte des Bandes. Der Leser hat die Chance, zum Teil schon vertrauten Charakteren (Alissa...) richtig Nahe zu kommen. Damit lohnt sich für den Autor auch die Erfindung wirklich eigenartigen Personals, die vorher vermutlich schon aus Gründen des Markteffizienzgedankens in der Bestsellerproduktion keine Chance hatte. Vielleicht half auch der sicherlich rapide Anstieg der Vorschuss-Summe, den Autor zu entspannen. Ab dem ersten Wächter-Band war Lukianenkos Literatur ihr eigener Markt in Russland.
Gemessen an den Genre-Standards ist die Einfühlung in die Psychologie der Protagonisten schon fast beklemmend. So schreibt Lukianenko ganz nebenbei die kistschigste Sex-Szene in Strand-Setting seit Marion Zimmer-Bradley, ohne dabei lächerlich zu werden. Gewiss, der Kunstgriff "das ist die Natur meines übernatürlichen Wesens" ist nicht neu, aber selten so erhellend eingesetzt worden. Ich nehme gerne vergleiche zwischen Lukianenkos Konzept des Hexentums und den Karrierepüppchen aus Sex and the City entgegen!
Das zweite Konzept, das der Autor kunstvoll einführt, ist das Spiel mit den Antonomien von Tag- und Nachtwache. Die Verschränktheiten und gegenseitigen Abhängigkeiten erinnern irgendwann schon an Hegels Dialektik, erklärt für einen sehr gläubigen Katholiken um 1100 n. Chr.
Auf der Mikro- wie der Makro-Ebene sorgt Genosse L. also für exzellente Unterhaltung. Für mich mutiert das ganze sogar mitunter zu einem Kurs in Post-Popliteratur. Musikzitate, Gefühle und persönliche Ethik im Mittelpunkt, übergreifender Zynismus und doch die ganz selbstverständliche Ausrichtung an Idealen, deren Rechtfertigung schon so lange weggebrochen ist, das es auch nicht mehr darauf ankommt - wer erinnert sich noch an Stuckrad-Barre bevor er zur lebenden Koks-Reklame wurde? Nur hat unser Autor ein Setting, was die Sache aus der unbedingten Aktualitätsfalle rettet.
Das einzige Manko des zweiten Bandes, neben gestohlenem Nachtschlaf: So kunstvoll die Rahmenhandlung des Bandes am Ende geschlossen wird, so sehr hängt die Entwicklung gerade der spannendsten Charaktere in der Luft. Am frustrierendsten war für mich die Entdeckung, dass Anton gerade in dem Moment, da er wieder eine neue, spannende Figur wurde, nur noch rund 50 Seiten verblieben.
Jenseits aller tumben Cliffhanger-Strategien macht so der zweite Band wenig Sinn ohne den dritten (Wächter des Zwielichts).
Auf dessen Rezension durch die hochverehrte ferminadaza werde ich nun untertänigst warten.
was die von dir angesprochene hegelsche philosophie für christen (sehr treffend!!!) betrifft ist das diesmal weit ausgereifter, präziser und differenzierter durch verschiedene charaktere formuliert und hat daher nicht den nervtötenden holzhammercharakter des ersten bandes.
was anton betrifft stören mich die 50 seiten nicht sehr, da ich ohne vorherige kritiken gelesen zu haben sicher bin, dass ich ihm im dritten band wieder begegnen werde.
von den charakteren sind mir neben alissa die ich sehr verstanden habe vor allem edgar und igor sehr nahe gewesen und sehr fein gezeichnet erschienen.
swetlana kann ich nach wie vor nichts abgewinnen da sie mir noch etwas flach erscheint aber wenn die prophezeiung sich erfüllt wird sich ja auch das ändern.
und anton... ja der sympathische antiheld... freunde werden wir nie werden aber es wird besser :-)
es hat zwr bis zum zwiten band gebraucht, aber jetzt bin ich wächter-fan.
wobei mir nach wie vor weniger die philosophische seite als mehr die interdisziplinäre arbeitsweise des autors sehr gefällt!