carounean (Aushilfsrusse) (Gast) - 8. Jun, 22:44

"Natürlich weiß ich das, Geser. Aber es wäre einfach zu schön!"

Eine wichtige Zutat des Bestseller-Mixes sollte man nicht verschweigen: Eine gute Menge mehr andeutendes als aussprechendes Geschwurbel aus der Ecke Philosophie, Moral, Ethik. Damit fasziniert allerdings auch Freund Tolkien bis heute nachhaltig.

Und zumindest ich habe auch einige ernsthafte Denkanstöße erhalten, schafft Lukianenko es doch, in seinen polarisierend zugespitzten Entwürfen von Schicksal, Einstellung, Lebenssinn und den Folgen des eigenen Handelns nie den Alltag aus dem Blick zu verlieren, beileibe nicht nur den Russischen.

Den hat er allerdings besonders gut im Blick, und es lässt sich einiges über diese verflixte "Russische Seele" (und ihr natürliches Habitat) lernen, mit der Russe und Russin alles mögliche rechtfertigen. Manchmal wünschte ich mir, es gäbe die "Deutsche Seele" noch...

Ernstlich widersprechen muss ich der geschätzten Rezensentin in ihrer Einschätzung, dass Innenleben der Charaktere werde auf dem Silbertablett präsentiert. Gnadenlos werden wir Leser verladen, präsentiert sich die "Wächter"-Welt doch im ersten Band der Trilogie ausschließlich in der Perspektive des Anton Gorodetzky, dieses für mich so unglaublich liebenswerten kompetenten Loosers der lichten Mächte. Abgesehen von einigen Stellen, die ähnlich dem Anfang gerne stilistisch mißglückten, geschieht das im stream of consciousness. Und genau deswegen sind meines Erachtens die Passagen der dritten Personen oft unsauber - weil der Autor auch hier nie ganz seinen Anton und seine Beschränkungen aufgibt, das kunstvoll polierte Silbertablett der einen Psyche notwendig ins Rutschen gerät.

Mich hat es unglaublich gereizt, aus dieser glatten Präsentation die Prämissen und Perspektiven der anderen Charaktere zu destillieren. Allein die Gefühlswelt des Bösewichts ist ein hochinteressantes Studien- und Einfühlungsobjekt, reißt doch in genau richtigem Maße die Oberfläche des Dämonischen, die Anton in ihrer ersten Begegnung gleich einem Dürer-Schnitt bestaunt. Herrschaften, es darf gemunkelt werden!

Auch für mich wird aus Lukianenko nie ein Thomas Mann - doch eins soll man nicht vergessen: Dessen größtes Talent war auch der sinnvolle Einsatz des Clicheés, nur sprach man bei ihm bald vom "Typus"!

FerminaDaza - 9. Jun, 19:20

juhuuuuuuuuu

endlich redet mal jemand mit mir über die bücher die ich hier beschreib. dankeschön

seltsam, ich fand das philosophiegeschrubbel eher nervig da ständig dasselbe in dauerschleife und nicht wirklich was neues. und an das des herrn tolkien (welches ich stellenweise zu dick aufgetragen fand, nein, ich habe die befreiung des auenlandes nicht zu ende gelesen) kommts leider nicht ran.
es ist nett und nicht schlecht, keine frage, aber dieses ständige reflektieren über denselben gegenstand bis es auch der letzte leser geblickt hat... das stört stellenweise etwas weil es auch nicht immer sehr geschickt eingebaut war.

über die russische seele an sich weis ich leider nichts da ich keinen russen wirklich gut kennen und außer dir und dem zwieten aushilfsrussen auch niemand kenne der dort länger war. daher kann ich deren spiegelung im buch nicht beurteilen sehr schön wenn jemand der sich auskennt das hier positiv bewertet :-)

was die charaktere betrifft hat mcih auch gerade das gestört, das man nie wirklich ganz anton verlassen hat. und von silbertablett hab ich nix gesagt *g* was ich meinte war genau das, die figuren sind unkompliziert weil man sie fast ausschließlich aus antons sicht betrachtet. mir fehlt eine art allwissender erzähler der mir vielleicht in rückschauen oder so einen tieferen einblick in die figuren gibt. gerade olga betreffend hätte ich mir das sehr gewünscht, nicht nru was ihren fehler bezüglich des scheiterns des kommunsmus betrifft als auch ihre beziehung zu geser. dieser ist sicher auch nicht so berechnend... wie dem auch sei, ich hätte gerne mehr über die anderen figuren erfahren, es hätte der story nicht den geringsten abbruch getan antons sich ab und an zu verlassen... so fand ich dessen spekulationen über die anderen teilweise sogar nervig besonders in bezug auf tigerjunges am schluss und ignat.
andererseits, so kann man sich als leser selbst seinen teil denken und seine lieblingsfiguren mit eventuell passenden charakterzügen ausstatten.

Bin sehr gespannt ob dies im zwieten Teil besser gelöst wird. dessen erste 70 seiten hab ich heute schon geschmökert und muss sagen, es beginnt weit spannender als der erste band und die figur aus deren sicht diesmal erzählt wird ist mir weit aus sympathischer als anton.
leider muss das buch jetzt eine weile warten denn ich hasse es parallel zu lesen

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