Freitag, 19. März 2010

Es ist Frühling

und ich saß mit dem Aushilfsrussen in der Sonne, es war zu heiß im Pulli, es gab ein Eis und lange vermisstes Herumgealber mit Tiefsinn. Warum ist Berlin so weit weg?

Verstörend schöne Momente

Gabriel Garcia Marquez: 12 Geschichten aus der Fremde


Vor kurzem ist ein neuer Erzählband des Kolumbianers Gabriel Garcia Marquez in deutscher Übersetzung erschienen: die “Zwölf Geschichten aus der Fremde” (1992 bei Mondadori in Spanien, 1993 bei Kiepenheuer und Witsch, 220 Seiten, Leinen, 36,- DM). Ein neues Buch von Garcia Marquez zu lesen ist wie ein Treffen mit einem alten Bekannten, der immer eine Reihe von Geschichten und Anekdoten parat hat. Geschichten, in denen Realität und Fiktion Hand in Hand gehen, sich vermischen, oder in denen sich die Realität durch die Magie des Wortes in Fiktion verwandelt.

Garcia Marquez ist ein Meister der Erzählkunst, wiewohl in einigen seiner literarischen Arbeiten die Literatur mit dem Journalismus kokettiert; Garcia Marquez war nicht umsonst Reporter und hat von dieser Tätigkeit maximal profitiert.
[...]
Die Erzählungen wurden, wie der Autor bestätigt, in den letzten 18 Jahren geschrieben. Die Idee zu einem solchen Buch entstand, nachdem Garcia Marquez geträumt hatte, er nehme an seinem eigenen Begräbnis teil. Diesen Traum interpretierte er als ein Bewußtwerden seiner Identität, und es brachte ihn auf den Gedanken, daß dies “ein guter Ausgangspunkt sei, um über die seltsamen Dinge zu berichten, die den Lateinamerikanern in Europa passieren”.

Gabriel Garcia Marquez hatte nach eigenen Aussagen 60 Themen notiert, über die er schreiben wollte, aber im Laufe der Zeit, während der ihm diese Notizen verlorengingen – was es zu einer Sache der Ehre machte, sie erneut aufzuschreiben – reduzierte sich die Zahl auf 30, und nach einer gründlichen Durchsicht des Materials gab er sich mit 18 zufrieden, wovon am Ende “sechs … in den Papierkorb wanderten”, so daß schließlich 12 übrigblieben.

Die Schauplätze der “Zwölf Geschichten aus der Fremde” sind nicht mehr die der früheren Erzählbände “Das Leichenbegängnis der Großen Mama” und “Die unglaubliche und traurige Geschichte von der einfältigen Erendira und ihrer herzlosen Großmutter”. Die “Zwölf Geschichten aus der Fremde” sind sämtlich in Europa angesiedelt, und ihre Protagonisten sind ausnahmslos Lateinamerikaner, die entweder im Exil leben, sich in Europa angesiedelt haben oder den alten Kontinent bereisen.

Einige der Erzählungen haben einen autobiographischen Anstrich oder tendieren dazu, die Vergangenheit zu verklären. Dennoch gibt es Verbindungslinien zwischen diesen Erzählungen und den früheren Werken, vorrangig bezüglich der Themenwahl: der Tod, der caudillo (hier der gestürzte), die Schönheit, die Einsamkeit und der Wahnsinn, aber mit anderen Perspektiven und Szenarien. Eine flüchtige Lektüre schon hinterläßt den Eindruck, daß in diesen Geschichten ein Autor präsent ist, der sein Handwerk versteht und dessen Erzählkunst die Spuren langer Erfahrung trägt.

Es ist schwer zu sagen, welche die beste Erzählung ist, aber die Geschichte “Dornröschens Flugzeug” ist wunderbar. Das Thema ist ein altes und vielgebrauchtes, und manchem mag es banal oder kitschig erscheinen. Die Erzählung hat eine besondere poetische Qualität, die vom Schreibstil des Autors herrührt, seinem Humor, dem scharfsinnigen Humor eines gereiften Mannes, wie auch von den Einschüben und Zitaten, die in die Erzählung integriert worden sind.

Eine andere herausragende Geschichte ist die von der schlanken und lebensvollen Mulattin “Maria dos Prazeres”, einer Prostituierten mit perfekten Katalanischkenntnissen, die, als sie 76 Jahre alt wurde, fest davon überzeugt war, daß sie nun sterben werde. Diese Überzeugung bezog sie aus der Deutung eines Traums, den sie gehabt hatte. Von diesem Moment an begann sie sich auf das Unbekannte vorzubereiten: den Tod. Nach drei Jahren, als sie schon alle ihre irdischen Angelegenheiten in Ordnung gebracht hat, begegnet sie einem Jüngling, vor dem sie Angst verspürt – ein Gefühl, das sie bei noch keinem Mann gehabt hat. Am Ende, als der Mann die Treppe zum Haus der Maria dos Pazeres hinaufsteigt, versteht sie, daß “es sich gelohnt hat, so viele Jahre zu warten”. Garcia Marquez überläßt es dem Leser, über das Ende der Geschichte zu entscheiden.

“Das Licht ist wie das Wasser” ist eine Erzählung, in der die Phantasie keine Grenzen hat, wie “Die Heilige” – aber anstatt weitere Geschichten aufzuzählen und zu beschreiben, empfehle ich dem Leser das Buch “Zwölf Geschichten aus der Fremde”, in dem er das wirkliche und phantastische Labyrinth des Autors durchstreifen kann.

Gabriel García Márquez:
Zwölf Geschichten aus der Fremde
Kiepenheuer und Witsch
1993

Quelle: http://www.quetzal-leipzig.de/rezension-buch-literatur/gabriel-garcia-marquez-zwolf-geschichten-aus-der-fremde-19093.html

Entschuldigt diese mehr oder minder miese Rezension aber amazon hat mich diesmal im Stich gelassen.
Die Meinung bezüglich der "schönsten" Geschichten kann ich nicht teilen. Für mich sind sie alle auf je ihre Art so wunderschön dass es keine schönste gibt. Also landen die beiden, die mcih am meisten beeindruckt haben auf Platz ein. "Ich bin nur zum Telefonieren gekommen" - eine wahnsinnig verstörende Geschichte über die Folgen einer Verwechslung. Eine Frau hat einen Autounfall und wird von einem Bus mit in ein altes Klostergebäude genommen wo sie eigentlich nur ihren Mann anrufen wollte, was ihr dort allerdings keiner glaubt. Ihr Mann allerdings glaubt, uninformiert wie er ist, dass seine Frau ihn verlassen hat und sucht nicht nach ihr. Als sich letztloich alles aufzuklären scheint fehlt das Vertrauen - und "Deine Spur Blut im Schnee" (bin mir nicht sicher ob es wirklich so hieß und das Buch ist schon beim mann) - wahsinn. sinnlich schön mit dieser immer mitschwingenden schwere einer wie auch immer gearteten bedrohung die meiner ansicht nach typisch für garcia marquez ist. ein junges paar auf hochzeitsreise, ein harmloser stich einer rose, verzweifeltes warten am falschen ort und am ende die erkenntnis dass man alles falsch gemacht hat weil man eine einzige falsche entscheidung in der panik getroffen hat.
vor allem diese beiden geschichten haben mich sehr verstört zurückgelassen und ich kann immernoch nicht sagen ob wegen des inhalts oder des wunderbaren stils - ich fühlte mich verzwifelt und wollte nichts weiter als festgehalten werden.
es gibt einfach wenig autoren die mich so tief udn nachhaltig beeindrucken...
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