Mittwoch, 15. Juli 2009

Ausflug nach Damaskus

Rafik Schami: Das Geheimnis des Kalligraphen



kulturnews.de
Rafik Schami ist ein Märchenerzähler. Nicht in Bezug auf die Inhalte seiner Romane, die sind in der Realität angesiedelt - "Das Geheimnis des Kalligraphen" etwa spielt im Damaskus der 1950er-Jahre. Nein, Schami ist ein Märchenerzähler, weil er seine Texte strukturell aufbaut wie Märchen. Bis es soweit ist, dass Nura ihren Mann Hamid Farsi verlässt - und das ist schließlich die Kerngeschichte des Romans -, erfahren wir jede Einzelheit aus der Kindheit der Protagonisten. Der unsichtbare Erzähler dieses opulenten 460-Seiten-Werks berichtet von Eisverkäufern, Schulerlebnissen, Ehekrisen, amourösen Abenteuern. Er entwirft ein Tableau von Personen, dem nur folgen kann, wer konsequent dranbleibt. Schwer ist das eigentlich nicht, denn Rafik Schami beherrscht einen Schreibstil, der sich angenehm lesen lässt. Einige Leser werden dennoch aussteigen, bevor Nura flieht, werden das Buch zuklappen, bevor erste politische Informationen die Handlung historisch verortbar machen. Das sind diejenigen, die dem barocken Scheibstil Schamis und seinen "1001 Nacht"-Abweichungen vom Hauptgeschehen nicht folgen mögen. Dabei lohnt sich das Durchalten. Wirklich! (jw)

Quelle: amazon.de

Also ich kann mir keinen Menschen vorstellen, der bei dieser Geschcihte aussteigen wollte und teile keinesfalls die Meinung des Kritikers. Es ist kein Problem dem Tableau der Persohnen und Ereignisse zu folgen, man kann sich nicht wehren - und will das auch nicht - sondern wird einfach in diese Welt hineingezogen in der jede Wahrheit gleich einer Aprikose zwei Kerne besitzt.

In Damaskus verbreiten sich Gerüchte schneller als die Sonne aufgeht und noch bebvor diese ihren weg über den horizont fand wusste jeder in den morgendlich eröffneten geschäfte dass nura, die wunderschöne frau des kalligraphen geflohen war - und noch bevor die frauen ihren männern das essen schickten gab es mehr erklärungen für ihre flucht als sterne am himmel standen. war sie mit dem bildschönen und reichen nassri abbani geflohen? oder hatte er sie gar entführt? oder war das nicht nötig, hatte ihr mann sie gar diesem gockel verkauft dem er sie als ihr zuhälter zugeführt hatte? was jedoch kaum einer vermutete war, dass nura au liebe geflohen sein könnte.
und was war mit salman. den hässlichen kleinen jungen mit den abstehenden ohren aus dem verarmten christlichen ghetto der sich vom lieblingsangestellten des heimlich schwulen kaffebesitzers zum laufburschen des kalligraphen hocharbeitet und jeden tag um die mittagszeit bei nura dessen essen abholen muss und wie es nicht anders zu erwarten war, sich beim ersten blick in ihre augen unsterblich verliebt. jeden tag will er ihr mitteilen was er fühlt, jeden tag steht er mit einem vorbereiteten gedicht für sie vor der tür die sie ihm schneller wieder vor der nase zuschlägt als er guten tag sagen kann. und so türmen sich vor der tür des kalligraphen die leichen der ungesagten liebesgedichte immer höher während auf der anderen seite der pforte nuras herz so schnell pocht als wolle es vor ihr fliehen.
und was ist eigentlich das geheimnis der kalligraphie? weshalb berührt sie jedes herz und wirkt sogar auf politiker und schöne frauen mehr als es jedes geld und jeder schmuck der welt könnte?
und der zweite kern der wahrheit? dieser berichtet warum der kalligraph keine ziet für die schönste blume von damaskus hatte...

Ich wollte teilweise weinen, so schön war dieses buch, so meisterhaft versteht der märchenerzähler schami zu fesseln. keine sekunde habe ich mcih gelangweit dabei hatte ich doch beim bücherfest diesen sprachvirtuosen schon zwei stunden über dieses buch reden hören (und man beachte das von ihm ergatterte autogramm in meiner ausgabe des kalligraphen *ggg*). zwei stunden lang eine geschichte erzählt bekommen die mir alles und nichts über dieses buch verraten und das lesevergnügen nur noch erhöht hat.
ein weiterer vorteil dieses buches ist, dass schami auf deutsch schreibt. und soviel er über die schönheit der arabischen sprache schreibt so muss man bei ihm doch nicht wie bei anderen märchenerzählern der arabischen welt (vgl was ich dazu über pamuk oder özdamar und meine zweifel an der fähigkeit des übersetzers geschrieben habe) sorge darum haben ob eventuell etwas der märchenhaftikeit der sprache beim übersetzungsvorgang auf der strecke geblieben sein könnte.
hier hat man ein unverfälschtes meisterwerk in händen!

Lasst euch nach Damskus entführen

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