Prüfungsbücher Nachtrag
So ja ich weis ich bin 3 Monate zu spät dran aber hier die Romane die ich für Thema 3 "Unmögliche Liebe" der Prüfung gelesen hab, teilweise sogar gerne *ggg*
Zeugs wie Romeo und Julia oder Tristan und Isolde lass ich weg genauso wie die unsäglichen Verfilmungen beispielsweise von Anna Karenina.
Duras, Marguerite: Der Liebhaber aus Nordchina
Kurzbeschreibung
Wie der Titel verrät: Marguerite Duras erzählt noch einmal die Geschichte der Beziehung zwischen dem jungen Mädchen, das sie war, und dem chinesischen Liebhaber, den wir aus dem Buch, dem Weltbestseller, "Der Liebhaber" (1985) kennen. Das Szenario ist hier wie dort das gleiche: Indochina; das schwere Leben der Mutter, die einen mühsamen Kampf gegen die Kolonialbürokratie kämpft und verliert; die Brüder, der kleine, geliebte, und der ältere, kriminelle, von der Mutter bevorzugte, der den Geschwistern angst macht mit seiner Brutalität; das Pensionat in Saigon; und die schwarze Limousine, mit der das Mädchen von der Schule abgeholt und in die Junggesellenwohnung des Liebhabers gebracht wird. Diesmal aber stellt Marguerite Duras diese wunderbare und unmögliche Liebesgeschichte zwischen dem weißen "Kind" (wie das Mädchen hier meist genannt wird) und dem erfahrenen jungen Mann aus reichem, aber chinesischem Hause ausführlicher und detaillierter dar. Es ist, als nähere sie sich mit zunehmendem Abstand und Alter dieser einschneidenden Erfahrung und als gelänge es ihr nun mehr als je zuvor, sich in das junge Mädchen, das sie einmal war, hineinzuversetzen.
Quelle: amazon.de
WAHNSINN
Ein wundervoller sensibler Roman, gnadenlos ehrlich und in einer flaubertschen Art die Dinge ungeschminkt zu zeigen so zu Herzen gehend, dass Leute wie ich die nah am Wasser gebaut sind ihn am besten nicht in der Öffentlichkeit lesen sollten. Man möchte schreien und weinen um dieses Paar dem man ein Zusammensein doch so sehr wünscht weil es in einer fremden kalten Welt die einzige Form von Nähe scheint, die "das Kind" bekommen kann. Die von vornherein allen beteiligten bewusste Unmöglichkeit und die erwachsene teilweise kalte und distanzierte Art der Protagonisten damit umzugehen um im nächsten Moment daran zu zerbrechen zerreist einem das Herz.
Stilistisch wunderschön geschrieben auch wenn man ein paar Seiten braucht um sich an den teilweise tagebuchartigen teilweise telegrammartigen Stil und die distanzierte Art zu gewöhnen.
Ein Roman voll wunderbarer Bilder und einer klaren wunderschönen Erotik die nie pornographisch wird.
Unbedingt lesen!!!
Und unbedingt den Film "Der Liebhaber" schauen!!!
Für diesen gilt dasselbe wie fürs Buch wobei er sich glaube ich auf den Roman "Der Liebhaber" bezieht welchen ich nicht gelesen habe.
Flaubert, Gustave: Madame Bovary
Eigentlich muss man da nichts mehr dazu sagen daher in dem Worten der amazon-redaktion:
Der Ehebruch-Roman Madame Bovary von Gustave Flaubert gilt nicht wegen seines Inhalts als bedeutendes Werk französischer Literatur, sondern aufgrund seiner neuartigen Art der Erzählweise durch die erlebte Rede, mit der die innere Welt der Figuren ironisch präsentiert wird.
Indem der Autor seine Heldin zu Grunde gehen lässt, weil sie Wunschwelt nicht von Wirklichkeitswelt unterscheiden kann, bricht Flaubert mit der Romantik in der Literatur und trägt damit entscheidend zur Entwicklung des modernen realistischen Romans bei. Der Untertitel Ein Sittenbild aus der Provinz deutet bereits auf das Ziel einer realitätsnahen Darstellungsweise hin. Im Roman findet dies auch seine Umsetzung in präzisen Orts- und Zeitangaben sowie in zahlreichen medizinischen Details.
Entstehung: Freunde hatten Flaubert geraten, er möge für seinen nächsten Roman einen Stoff aus dem Alltag wählen. In Zeitungen fand er die Notiz über eine unglückliche Ehefrau, die fremd ging und sich schließlich vergiftete.
Inhalt: Der zur Passivität neigende Landarzt Charles Bovary heiratet Emma Rouault, Tochter eines Landwirts. Sie wurde in einem Kloster erzogen und fand dort die Gelegenheit, durch die Lektüre von François-René Vicomte de Chateaubriand (1768–1848), Jacques-Henri Bernardin de Saint-Pierre (1737–1814) und Sir Walter R Scott ihrem Hang zum Romantisieren nachzugehen. Kurz nach ihrer Heirat macht sich bei Emma die Gleichförmigkeit ihres Alltags bemerkbar. Selbst die Geburt einer Tochter vermag daran nichts zu ändern. Der Notariatsangestellte Léon Dupuis weckt ihr Interesse, doch dieser zieht bald nach Paris. Allmählich wächst mit Emmas Vereinsamung auch der Hass gegen ihren Mann. Dann lernt sie den wohlhabenden Rodolphe Boulanger kennen, ein Verführernaturell, in dem sie die Verwirklichung ihrer Träume zu erkennen glaubt. Schnell finden beide zueinander. Doch als Rodolphe sie verlässt, sind ihre Illusionen zerstört.
In der Oper sieht sie Léon wieder und trifft sich in der Folgezeit regelmäßig mit ihm. Trotzdem wird auch diese Beziehung schnell zur Gewohnheit für sie. Um sich abzulenken, kauft Emma ständig neue Luxusgüter und verschuldet sich. Angesichts einer bevorstehenden Pfändung erkennt Emma die Sackgasse, in die sie geraten ist, und vergiftet sich schließlich mit Arsen.
Wirkung: Die schonungslose, wirklichkeitsnahe Beschreibung der Figuren führte dazu, dass die Zensurbehörde Flaubert der Verletzung der öffentlichen Moral bezichtigte. Man warf ihm vor, dass er es versäumt habe, Emma mit Charakterzügen auszustatten, die ihre Verurteilung erleichterten. Es kam zu einem Aufsehen erregenden Prozess, zumal man in der Erstausgabe – gegen Flauberts ausdrücklichen Willen – einige Passagen gestrichen hatte. Das Gericht folgte der Anklage jedoch nicht. Charles R Baudelaire, Guy de R Maupassant, Émile R Zola und Marcel R Proust wurden zu Befürwortern des Werkes; auf ihrer Gegenseite stand noch im 20. Jahrhundert Jean-Paul R Sartre. Andere, wie Theodor R Fontane in Effi Briest (1895), griffen zentrale Motive in ihren Werken auf. Der »Bovarismus« wurde sprichwörtlich.
Ein weiteres Beispiel dafür, das man "die Klassiker" tatsächlch lesen sollte. Wunderbar. Super. Und weil die Literaturwissenschaft schon alles zu diesem Buch gesagt hat halt ich jetzt die Klappe ;-)
Hall, Margaret Radclyffe: Quell der Einsamkeit
Die Protagonistin des Buches, Stephen Gordon, wird im späten viktorianischen Zeitalter in eine Oberschichtfamilie im englischen Worcestershire geboren. Da die Eltern sich einen Knaben wünschten, tauften sie sie auf einen männlichen Namen, den sie vor der Geburt bereits gewählt hatten. Schon bei ihrer Geburt wird sie als Baby mit schmalen Hüften und breiten Schultern beschrieben. Als Mädchen hasst sie Kleider, will sich das Haar kurz schneiden und möchte ein Bursche sein. Im Alter von sieben Jahren verliebt sie sich in eine Magd namens Collins und ist überaus enttäuscht, als sie sieht, wie Collins einen Diener des Hauses küsst.
Stephens Vater, Sir Phillip, versucht, seine Tochter mithilfe der Schriften von Karl Heinrich Ulrichs, einem der ersten neuzeitlichen Autoren, die sich theoretisch mit dem Thema Homosexualität auseinandersetzten, zu verstehen. Ihre Mutter, Lady Anna, ist ihrer Tochter gegenüber distanziert und betrachtet sie als Schandfleck und unwürdigen, abscheulichen Nachkommen ihres Mannes. Im Alter von achtzehn Jahren freundet sich Stephen mit einem Kanadier, Martin Hallam, an. Seine später folgende Liebeserklärung an sie erfüllt sie aber nur mit Entsetzen. Im Winter desselben Jahres stirbt Sir Phillip durch einen umstürzenden Baum. In den letzten Augenblicken seines Lebens versucht er, seiner Frau zu erklären, dass Stephen homosexuell ist, stirbt aber, bevor er es vermitteln kann.
Stephen fängt nun an, sich in männliche, maßgeschneiderte Kleidung zu hüllen. Mit einundzwanzig verliebt sie sich in Angela Crossby, die amerikanische Frau eines neuen Nachbarn. Angela sieht Stephen aber nur als ein „Mittel gegen die Langeweile“. Stephen erfährt, dass Angela eine Affäre mit einem anderen Mann hat. Da Angela fürchtet, von Stephen entlarvt zu werden, zeigt sie ihrem Mann einen Brief von ihr, der diesen an Lady Anna weiterleitet. Diese prangert Stephens Gebrauch des Wortes Liebe in dem Brief an und betrachtet ihr Verlangen als einen Ausdruck von mangelnder Disziplin und als ein fehlgeleitetes Empfinden. Stephen erwidert, sie habe Angela so sehr geliebt wie ihr Vater, Sir Phillip, ihre Mutter. Nach dem Streit begibt sich Stephen in das Studienzimmer ihres Vaters und öffnet ein verschlossenes Bücherregal, in welchem sie ein Buch von Richard von Krafft-Ebing findet. Durch das Studium dieses Buches kommt sie zu der Schlussfolgerung, dass sie homosexuell orientiert ist. Zwecks besseren Verständnisses ist hier zu bedenken, dass Homosexualität damals ein weitgehend unerforschtes Gebiet war und Aufklärung über das Thema nicht üblich war.
Stephen zieht nach London und beginnt zu schreiben. Ihr erster Roman ist erfolgreich, anders als ihr zweites Buch. Ein befreundeter Stückeschreiber, Jonathan Brockett, der selbst homosexuell ist, drängt sie, nach Paris zu reisen, um ihre Schreibfähigkeiten durch das Sammeln von Lebenserfahrungen zu verbessern. Sie folgt diesem Vorschlag, erhält einen ersten Eindruck von der städtischen Subkultur der Homosexuellen und trifft die Salonbesitzerin Valérie Seymour. Im Ersten Weltkrieg tritt sie einer Sanitätereinheit bei. Im Verlaufe des Krieges dient sie unter anderem an der Front und erhält das Croix de Guerre. Sie verliebt sich in eine jüngere Fahrerin, Mary Llewellyn, mit der sie nach Ende des Krieges zusammenlebt. Das anfängliche Glück wird dadurch getrübt, dass Stephen das Schreiben wieder aufnimmt, worauf Mary sich einsam und vernachlässigt fühlt und sich in das Pariser Stadtleben stürzt. Stephen befürchtet, dass Mary verbittert und hartherzig wird und sieht sich außerstande, ihr ein normales und erfülltes Leben zu gewährleisten.
Martin Hallam, den sie im Alter von achtzehn Jahren kennenlernte und den sie damals zurückwies, lebt nun ebenfalls in Paris, nimmt den Kontakt zu Stephen wieder auf und verliebt sich schließlich in Mary. Überzeugt davon, dass sie Mary nicht glücklich machen kann, täuscht Stephen eine Affäre mit Valérie Seymour vor, um Mary in Martins Arme zu treiben. Der Roman endet mit Stephens Bitte zu Gott „Give us also the right to our existence!“ (auf Deutsch etwa: „Gib auch uns das Recht auf unsere Existenz.“)
Quelle: wikipedia.de
ja und dafür schäm ich mich nicht ;)
Vll kann man heute nicht mehr vollständig wertschätzen wie bahnbrechend und vor allem mutig dieses Buch zu seiner Zeit war. Sowohl der offene Umgang mit Homosexualität als auch der offene Bezug zu Freud in dieser Hinsicht. Auf jeden Fall ein Buch das zum Thema Tabubrüche in der Literatur gelesen werden muss!
Libera, Antoni: Madame
Was für eine Frau! Eine strahlende Erscheinung voll kühler Eleganz, umweht von einem Hauch französischen Parfüms – und das mitten im grauen Polen der 60er Jahre. Eine gewisse Zeit kann der Ich-Erzähler der Faszination widerstehen, die von Madame La Directrice, der neuen Schuldirektorin und Französischlehrerin, ausgeht, während seine Mitabiturienten ihr längst erlegen sind und sich erotischen Fantasien hingeben. Doch dann trifft auch ihn der Ansturm der ersten großen Liebe mit voller Wucht. Er versucht, die Aufmerksamkeit der Einunddreißigjährigen auf sich zu ziehen.
Aber so leicht ist die weltgewandte Frau nicht zu beeindrucken. Zielstrebig macht er sich daran, mehr über die geheimnisvolle Schönheit herauszufinden, die eine auffallende Affinität zu Frankreich, Inbegriff des dekadenten Westens, erkennen läßt: zunächst ihre Adresse, dann ihre Vergangenheit. Er stößt auf verstörende Antworten und lernt neue Fragen zu stellen. Eine menschliche Tragödie breitet sich vor seinen Augen aus, die bis in die dreißiger Jahre zurückreicht. Durch sein Wissen kommt er der Unnahbaren näher, als sie ahnt. Stets darauf lauernd, ob die Angebetete durch eine Bemerkung oder eine Geste verrät, daß sie seine in Aufsätzen und Gesprächen eingestreuten Anspielungen aufgelöst hat, erlebt er einen ständigen Wechsel von Illusionen und Desillusionierung.
Der ehrgeizige Umgang mit dem Wort und die Erkenntnis harter Realitäten setzen ungeahnte Fähigkeiten in dem jungen Mann frei. In der intensiven Auseinandersetzung mit Literatur, Kunst und Wirklichkeit entdeckt er die Macht und Bedeutung der Imagination. Sie spielt eine wichtige Rolle in seiner Deutung der Welt. Seine Sprache formt sich und mit ihr er selbst. Zwar läßt den Ich-Erzähler die Macht der Worte, auf die er in seiner Jugend noch ganz vertraut, Konfliktsituationen mit den Handlangern des Staates gewitzt meistern, doch muß er plötzlich auch die Gefährlichkeit des Machtapparats im Polen der Gomulka-Ära erkennen, der mit Worten allein nicht zu begegnen ist.
Was als Education sentimentale beginnt, wird zu einer Initiation in mehrere Bereiche: in die Liebe, in das reale Leben und in die eigene Zukunft. Er wird zum Schriftsteller.
Antoni Liberas erster Roman löste in Polen zum Teil heftige Reaktionen aus. Gegenstand der Diskussion war nicht nur die außerordentliche literarische Qualität des Buches, sondern vor allem die Thematisierung von Widerstand und Anpassung, Kleinbürgertum und Weltoffenheit im kommunistischen Polen der Nachkriegszeit. Völlig neu war zudem die Thematisierung der Rolle der Stalinisten im Spanischen Bürgerkrieg, die jenseits des Eisernen Vorhangs jahrzehntelang verheimlicht wurde. Eingebettet hat der Autor die politischen und künstlerischen Aspekte seines fein motivierten Romans in eine zarte Liebesgeschichte, die ihren Reiz aus dem Spiel von Nähe und Ferne der Beteiligten bezieht.
Quelle: amazon.de
Wow. Sowohl was die Liebesgeschichte a la Reifeprüfung als auch die politische Dimension betrifft ein wundervolles Buch. Ok ich bin manchmal schier wahnsinnig geworde so hat mich der Protagonist genervt. Ein kleiner selbstherrlicher Wicht der meiner Ansicht nach übertrieben dargestellt wird (wahrscheinlich weil der Roman anscheinend autobiographisch ist und der Herr Autor sich wohl selbst beweihräuchern wollte) - kein noch so nerdiger Freak hat um die Abizeit das alles gelesen was dieses Bürschchen hier angeblich verschlungen und verinnerlicht hat. Außerdem verhält er sich... naja wie ein Teenager eben *ggg*
ABER das tut dem Roman keinen Abbruch. Die intertextuelle Spielwiese ist grenzenlos und macht unglaublichen Spass. Die teilweise wie ein kriminalroman aufgezogene Geschichte um das Leben und die Geheimnisse der Lehrerin ist unheimlich spannend und überraschend. Man lernt unheimich viel über die politischen Verhältnisse im damaligen Polen und vr allem zum Thema spanischer Bürgerkrieg.
Und das beste: Anders als "Die Reifeprüfung" ist dieser Roman fernab jeglicher Banalität und lässt sich nicht zum befürchteten Ende hinreißen ;-)
Mann, Klaus: Anja und Esther – Ein romantisches Stück in sieben Bildern
Das Stück spielt auf einem abgelegenen Stift in der Gegenwart. Anja und Esther, Jakob und Kaspar sind Angehörige des eigentümlichen Heimes, das von einem Alten mit prophetischem Äußeren geführt wird. An dem abgeschiedenen Ort schwelgen die vier Personen in melancholischen Gedanken, Projekten und Hoffnungen. Das Verhältnis zwischen Anja und Esther wird als sehr intim dargestellt. Erst die überraschende Ankunft des Tänzers Erik bringt die abgeschottete Schwermütigkeit der vier Personen durcheinander. Esther verliebt sich in Erik und verlässt mit ihm das Heim. Anja dagegen bleibt „gefangen und geborgen am Orte des Alten zurück“. Das Stück ist Klaus Manns erstes veröffentlichtes Theaterstück. Es entstand im Anschluss an seine Zeit als Schüler der Odenwaldschule. In der Atmosphäre erinnert vieles an die Reformschule auf einem abgelegenen Hügel bei Heppenheim. In der Figur des Alten sah sich der Gründer und Leiter der Schule, Paul Geheeb, deutlich skizziert. Auch aus den Szenenbeschreibungen lassen sich Orte der Odenwaldschule identifizieren. Die Aufführung des Stückes war eine kleine Sensation. Die homoerotischen Andeutungen zwischen Anja und Esther erregten öffentliches Aufsehen. Große Aufmerksamkeit erlangte das Stück vor allem durch die Tatsache, dass es von dem Sohn des angesehenen Dichters Thomas Mann verfasst wurde. In einer Aufführung der Hamburger Kammerspiele am 22. Oktober 1925 spielte der Autor zusammen mit seiner Schwester Erika Mann, Pamela Wedekind und Gustaf Gründgens. „Dichterkinder spielen Theater“ lautete die Ankündigung der Aufführung. Die Literaturkritik tat das Stück einhellig als wirres, langatmiges und abgehobenes Jugendstück ohne klare Figurenzeichnung ab.
Quelle: wikipedia.de
Puh. ja die Literaturkritik hat da wohl nicht ganz unrecht aber am Ende musst ich doch ein paar Krokodilstränen wegdrücken. Aber gut um sich von solch einem Übervater abzugrenzen muss man als junger Autor wohl ein bisschen experimentieren. Wie das nächste Beispiel zeigt wirds besser ;-)
Mann, Klaus: Der fromme Tanz – Das Abenteuerbuch einer Jugend
Der Coming-out-Roman von Klaus Mann Andreas träumte vor Niels‘ Photographie. Ihm war es, als fände er alles, was in ihm selber Traum, Ahnung, Sehnsucht und Gedanke gewesen war, wieder in der Ruhe dieses Gesichtes ... Er gab sich dieser Liebe ganz hin, die er nicht als Verirrung empfand. Ihm kam es nicht in den Sinn, sie vor sich zu leugnen, sie zu bekämpfen als „Entartung“ oder als „Krankheit“. Diese Worte berührten die Wahrheit so wenig, sie kamen aus anderer Welt. Gut hieß er diese Liebe vielmehr ganz und gar, er lobte sie, wie alles, was Gott gab und verhängte – sei es noch so leicht oder schwierig zu tragen.
Quelle: amazon.de
Ein wunderbares und feinsinnig gezeichnetes Bild der Jugens im Berlin der 20er Jahre. In einer politisch wie finanziell unsicheren Zeit springt die Großstadtjugend auf den Beschleunigungszug auf und lässt sich mit fatalistischer Gleichgültigkeit die eigene Zukunft betreffend durch die goldenen 20er Treiben. Ein Generationenroman und gleichzeitig ein Befreiungsroman. Klaus Manns Befreiungsschlag gegen und von seinem Vater und dessen spießbürgerlicher biederer Generation welche noch von der Sicherheit der Jahrhundertwende träumt und von der sich Klaus Mann nicht nur schriftstellerisch abgrenzen muss. Nicht nur die homoerotischen Neigungen des Protagonisten sind schockierend für die Zeit sondern vor allem der völlig selbstverständliche Umgang damit. Es wird nicht einmal groß thematisiert. Ein unschuldiger Junge kommt nach Berlin und ist schwul. Punkt. Ebenso schockierend muss der lockere Lebensstil gewrkt haben. Keine feste Anstellung sondern ein Leben auf der Revue-Bühne. Wie unbürgerlich.
Unbedingt lesen!
Nabokov, Vladimir: Lolita
Der zunächst 1955 im Pariser Olympia-Press-Verlag erschienene Roman von Vladimir Nabokov erreichte einen mehr als zwei Jahre währenden Untergrundruhm; die 1958 veröffentlichte US-amerikanische Ausgabe geriet zum Skandalerfolg. Lolita ist ein virtuoses, ironisch-frivoles Meisterwerk der Weltliteratur und avancierte rasch zu einem Klassiker der Moderne.
Entstehung: Nabokovs Suche nach einem renommierten Verlag für seinen zwischen 1949 und Ende 1953 entstandenen Roman scheiterte, nachdem fünf Verlagshäuser die Veröffentlichung u. a. wegen Pornografieverdachts abgelehnt hatten. So erschien Lolita in englischer Sprache in dem auf mehr oder weniger anspruchsvolle literarische Erotika spezialisierten Olympia-Press-Verlag in Paris. Eine Art Vorstudie bildete die 1939 geschriebene, erst 1986 postum veröffentlichte Novelle Der Zauberer.
Inhalt: Der Roman schildert die unselige Leidenschaft des 1910 in Frankreich geborenen Literaturwissenschaftlers und Privatlehrers Humbert Humbert zu der kindhaften und gleichzeitig frühreifen 12-jährigen Dolores (Lolita) Haze. Humbert Humbert ist Mädchen zwischen neun und vierzehn Jahren verfallen; deren vollkommene Inkarnation findet er in Lolita. Um in ihrer Nähe bleiben zu können, heiratet er ihre Mutter, die Witwe Charlotte Haze; er verursacht indirekt deren Tod und beginnt mit Lolita – aus Furcht vor Entdeckung seiner verbotenen Leidenschaft – ein unstetes Reiseleben durch die USA. Humbert Humbert stellt bald fest, dass sie verfolgt werden, und eines Tages ist Lolita, offenbar mit dem Verfolger im Bunde, verschwunden. Als er sie nach Jahren wiedersieht – verheiratet, schwanger und in ärmlichen Verhältnissen lebend –, weigert sie sich, zu ihm zurückzukehren, doch gelingt es ihm, den Namen des damaligen Nebenbuhlers zu erfahren. Es ist der Dramatiker Clare Quilty, den er in einer furiosen Racheszene erschießt.
Mit sprachlicher und stilistischer Virtuosität geschrieben, zahlreiche literarische Anspielungen aufweisend und mit distanzierender Ironie unterlegt, ist der Roman weder Schilderung der Überschreitung moralischer Schranken noch Diagnose einer dekadenten Epoche, sondern am ehesten die Geschichte einer tragischen Leidenschaft, die ihren Gegenstand – wenn überhaupt – nur um den Preis der Zerstörung erreichen kann. Versuche, den Roman allegorisch zu deuten, wonach sein Thema v. a. in der Konfrontation des alten Europa (Humbert Humbert) mit dem jungen Amerika (Lolita) zu sehen sei, hat Nabokov zurückgewiesen.
Wirkung: Der anfangs heftig umstrittene Roman, der die Mitgliedschaft des Dichters im Kollegium der Universität zu gefährden drohte, entwickelte sich zu einem außerordentlichen kommerziellen Erfolg und verhalf Nabokov zur finanziellen Unabhängigkeit. Für die Verfilmung durch Regisseur Stanley Kubrick (1928–99) im Jahr 1962 hatte Nabokov auch das Drehbuch verfasst
Auch hierzu muss man wohl wenig sagen. Nach wie vor beeindruckend wie Nabokov hier mit den Emotionen und den Sympathien der Leser spielt. Am Ende ist der Pädophile sympatisch und man glaubt sogar daran, dass sein literarisches alter ego wirklich existiert.
Die Kubrik-Verfilmung ist übrigens Mist!!!!
So, schluss für heute :-)
Zeugs wie Romeo und Julia oder Tristan und Isolde lass ich weg genauso wie die unsäglichen Verfilmungen beispielsweise von Anna Karenina.
Duras, Marguerite: Der Liebhaber aus Nordchina
Kurzbeschreibung
Wie der Titel verrät: Marguerite Duras erzählt noch einmal die Geschichte der Beziehung zwischen dem jungen Mädchen, das sie war, und dem chinesischen Liebhaber, den wir aus dem Buch, dem Weltbestseller, "Der Liebhaber" (1985) kennen. Das Szenario ist hier wie dort das gleiche: Indochina; das schwere Leben der Mutter, die einen mühsamen Kampf gegen die Kolonialbürokratie kämpft und verliert; die Brüder, der kleine, geliebte, und der ältere, kriminelle, von der Mutter bevorzugte, der den Geschwistern angst macht mit seiner Brutalität; das Pensionat in Saigon; und die schwarze Limousine, mit der das Mädchen von der Schule abgeholt und in die Junggesellenwohnung des Liebhabers gebracht wird. Diesmal aber stellt Marguerite Duras diese wunderbare und unmögliche Liebesgeschichte zwischen dem weißen "Kind" (wie das Mädchen hier meist genannt wird) und dem erfahrenen jungen Mann aus reichem, aber chinesischem Hause ausführlicher und detaillierter dar. Es ist, als nähere sie sich mit zunehmendem Abstand und Alter dieser einschneidenden Erfahrung und als gelänge es ihr nun mehr als je zuvor, sich in das junge Mädchen, das sie einmal war, hineinzuversetzen.
Quelle: amazon.de
WAHNSINN
Ein wundervoller sensibler Roman, gnadenlos ehrlich und in einer flaubertschen Art die Dinge ungeschminkt zu zeigen so zu Herzen gehend, dass Leute wie ich die nah am Wasser gebaut sind ihn am besten nicht in der Öffentlichkeit lesen sollten. Man möchte schreien und weinen um dieses Paar dem man ein Zusammensein doch so sehr wünscht weil es in einer fremden kalten Welt die einzige Form von Nähe scheint, die "das Kind" bekommen kann. Die von vornherein allen beteiligten bewusste Unmöglichkeit und die erwachsene teilweise kalte und distanzierte Art der Protagonisten damit umzugehen um im nächsten Moment daran zu zerbrechen zerreist einem das Herz.
Stilistisch wunderschön geschrieben auch wenn man ein paar Seiten braucht um sich an den teilweise tagebuchartigen teilweise telegrammartigen Stil und die distanzierte Art zu gewöhnen.
Ein Roman voll wunderbarer Bilder und einer klaren wunderschönen Erotik die nie pornographisch wird.
Unbedingt lesen!!!
Und unbedingt den Film "Der Liebhaber" schauen!!!
Für diesen gilt dasselbe wie fürs Buch wobei er sich glaube ich auf den Roman "Der Liebhaber" bezieht welchen ich nicht gelesen habe.
Flaubert, Gustave: Madame Bovary
Eigentlich muss man da nichts mehr dazu sagen daher in dem Worten der amazon-redaktion:
Der Ehebruch-Roman Madame Bovary von Gustave Flaubert gilt nicht wegen seines Inhalts als bedeutendes Werk französischer Literatur, sondern aufgrund seiner neuartigen Art der Erzählweise durch die erlebte Rede, mit der die innere Welt der Figuren ironisch präsentiert wird.
Indem der Autor seine Heldin zu Grunde gehen lässt, weil sie Wunschwelt nicht von Wirklichkeitswelt unterscheiden kann, bricht Flaubert mit der Romantik in der Literatur und trägt damit entscheidend zur Entwicklung des modernen realistischen Romans bei. Der Untertitel Ein Sittenbild aus der Provinz deutet bereits auf das Ziel einer realitätsnahen Darstellungsweise hin. Im Roman findet dies auch seine Umsetzung in präzisen Orts- und Zeitangaben sowie in zahlreichen medizinischen Details.
Entstehung: Freunde hatten Flaubert geraten, er möge für seinen nächsten Roman einen Stoff aus dem Alltag wählen. In Zeitungen fand er die Notiz über eine unglückliche Ehefrau, die fremd ging und sich schließlich vergiftete.
Inhalt: Der zur Passivität neigende Landarzt Charles Bovary heiratet Emma Rouault, Tochter eines Landwirts. Sie wurde in einem Kloster erzogen und fand dort die Gelegenheit, durch die Lektüre von François-René Vicomte de Chateaubriand (1768–1848), Jacques-Henri Bernardin de Saint-Pierre (1737–1814) und Sir Walter R Scott ihrem Hang zum Romantisieren nachzugehen. Kurz nach ihrer Heirat macht sich bei Emma die Gleichförmigkeit ihres Alltags bemerkbar. Selbst die Geburt einer Tochter vermag daran nichts zu ändern. Der Notariatsangestellte Léon Dupuis weckt ihr Interesse, doch dieser zieht bald nach Paris. Allmählich wächst mit Emmas Vereinsamung auch der Hass gegen ihren Mann. Dann lernt sie den wohlhabenden Rodolphe Boulanger kennen, ein Verführernaturell, in dem sie die Verwirklichung ihrer Träume zu erkennen glaubt. Schnell finden beide zueinander. Doch als Rodolphe sie verlässt, sind ihre Illusionen zerstört.
In der Oper sieht sie Léon wieder und trifft sich in der Folgezeit regelmäßig mit ihm. Trotzdem wird auch diese Beziehung schnell zur Gewohnheit für sie. Um sich abzulenken, kauft Emma ständig neue Luxusgüter und verschuldet sich. Angesichts einer bevorstehenden Pfändung erkennt Emma die Sackgasse, in die sie geraten ist, und vergiftet sich schließlich mit Arsen.
Wirkung: Die schonungslose, wirklichkeitsnahe Beschreibung der Figuren führte dazu, dass die Zensurbehörde Flaubert der Verletzung der öffentlichen Moral bezichtigte. Man warf ihm vor, dass er es versäumt habe, Emma mit Charakterzügen auszustatten, die ihre Verurteilung erleichterten. Es kam zu einem Aufsehen erregenden Prozess, zumal man in der Erstausgabe – gegen Flauberts ausdrücklichen Willen – einige Passagen gestrichen hatte. Das Gericht folgte der Anklage jedoch nicht. Charles R Baudelaire, Guy de R Maupassant, Émile R Zola und Marcel R Proust wurden zu Befürwortern des Werkes; auf ihrer Gegenseite stand noch im 20. Jahrhundert Jean-Paul R Sartre. Andere, wie Theodor R Fontane in Effi Briest (1895), griffen zentrale Motive in ihren Werken auf. Der »Bovarismus« wurde sprichwörtlich.
Ein weiteres Beispiel dafür, das man "die Klassiker" tatsächlch lesen sollte. Wunderbar. Super. Und weil die Literaturwissenschaft schon alles zu diesem Buch gesagt hat halt ich jetzt die Klappe ;-)
Hall, Margaret Radclyffe: Quell der Einsamkeit
Die Protagonistin des Buches, Stephen Gordon, wird im späten viktorianischen Zeitalter in eine Oberschichtfamilie im englischen Worcestershire geboren. Da die Eltern sich einen Knaben wünschten, tauften sie sie auf einen männlichen Namen, den sie vor der Geburt bereits gewählt hatten. Schon bei ihrer Geburt wird sie als Baby mit schmalen Hüften und breiten Schultern beschrieben. Als Mädchen hasst sie Kleider, will sich das Haar kurz schneiden und möchte ein Bursche sein. Im Alter von sieben Jahren verliebt sie sich in eine Magd namens Collins und ist überaus enttäuscht, als sie sieht, wie Collins einen Diener des Hauses küsst.
Stephens Vater, Sir Phillip, versucht, seine Tochter mithilfe der Schriften von Karl Heinrich Ulrichs, einem der ersten neuzeitlichen Autoren, die sich theoretisch mit dem Thema Homosexualität auseinandersetzten, zu verstehen. Ihre Mutter, Lady Anna, ist ihrer Tochter gegenüber distanziert und betrachtet sie als Schandfleck und unwürdigen, abscheulichen Nachkommen ihres Mannes. Im Alter von achtzehn Jahren freundet sich Stephen mit einem Kanadier, Martin Hallam, an. Seine später folgende Liebeserklärung an sie erfüllt sie aber nur mit Entsetzen. Im Winter desselben Jahres stirbt Sir Phillip durch einen umstürzenden Baum. In den letzten Augenblicken seines Lebens versucht er, seiner Frau zu erklären, dass Stephen homosexuell ist, stirbt aber, bevor er es vermitteln kann.
Stephen fängt nun an, sich in männliche, maßgeschneiderte Kleidung zu hüllen. Mit einundzwanzig verliebt sie sich in Angela Crossby, die amerikanische Frau eines neuen Nachbarn. Angela sieht Stephen aber nur als ein „Mittel gegen die Langeweile“. Stephen erfährt, dass Angela eine Affäre mit einem anderen Mann hat. Da Angela fürchtet, von Stephen entlarvt zu werden, zeigt sie ihrem Mann einen Brief von ihr, der diesen an Lady Anna weiterleitet. Diese prangert Stephens Gebrauch des Wortes Liebe in dem Brief an und betrachtet ihr Verlangen als einen Ausdruck von mangelnder Disziplin und als ein fehlgeleitetes Empfinden. Stephen erwidert, sie habe Angela so sehr geliebt wie ihr Vater, Sir Phillip, ihre Mutter. Nach dem Streit begibt sich Stephen in das Studienzimmer ihres Vaters und öffnet ein verschlossenes Bücherregal, in welchem sie ein Buch von Richard von Krafft-Ebing findet. Durch das Studium dieses Buches kommt sie zu der Schlussfolgerung, dass sie homosexuell orientiert ist. Zwecks besseren Verständnisses ist hier zu bedenken, dass Homosexualität damals ein weitgehend unerforschtes Gebiet war und Aufklärung über das Thema nicht üblich war.
Stephen zieht nach London und beginnt zu schreiben. Ihr erster Roman ist erfolgreich, anders als ihr zweites Buch. Ein befreundeter Stückeschreiber, Jonathan Brockett, der selbst homosexuell ist, drängt sie, nach Paris zu reisen, um ihre Schreibfähigkeiten durch das Sammeln von Lebenserfahrungen zu verbessern. Sie folgt diesem Vorschlag, erhält einen ersten Eindruck von der städtischen Subkultur der Homosexuellen und trifft die Salonbesitzerin Valérie Seymour. Im Ersten Weltkrieg tritt sie einer Sanitätereinheit bei. Im Verlaufe des Krieges dient sie unter anderem an der Front und erhält das Croix de Guerre. Sie verliebt sich in eine jüngere Fahrerin, Mary Llewellyn, mit der sie nach Ende des Krieges zusammenlebt. Das anfängliche Glück wird dadurch getrübt, dass Stephen das Schreiben wieder aufnimmt, worauf Mary sich einsam und vernachlässigt fühlt und sich in das Pariser Stadtleben stürzt. Stephen befürchtet, dass Mary verbittert und hartherzig wird und sieht sich außerstande, ihr ein normales und erfülltes Leben zu gewährleisten.
Martin Hallam, den sie im Alter von achtzehn Jahren kennenlernte und den sie damals zurückwies, lebt nun ebenfalls in Paris, nimmt den Kontakt zu Stephen wieder auf und verliebt sich schließlich in Mary. Überzeugt davon, dass sie Mary nicht glücklich machen kann, täuscht Stephen eine Affäre mit Valérie Seymour vor, um Mary in Martins Arme zu treiben. Der Roman endet mit Stephens Bitte zu Gott „Give us also the right to our existence!“ (auf Deutsch etwa: „Gib auch uns das Recht auf unsere Existenz.“)
Quelle: wikipedia.de
ja und dafür schäm ich mich nicht ;)
Vll kann man heute nicht mehr vollständig wertschätzen wie bahnbrechend und vor allem mutig dieses Buch zu seiner Zeit war. Sowohl der offene Umgang mit Homosexualität als auch der offene Bezug zu Freud in dieser Hinsicht. Auf jeden Fall ein Buch das zum Thema Tabubrüche in der Literatur gelesen werden muss!
Libera, Antoni: Madame
Was für eine Frau! Eine strahlende Erscheinung voll kühler Eleganz, umweht von einem Hauch französischen Parfüms – und das mitten im grauen Polen der 60er Jahre. Eine gewisse Zeit kann der Ich-Erzähler der Faszination widerstehen, die von Madame La Directrice, der neuen Schuldirektorin und Französischlehrerin, ausgeht, während seine Mitabiturienten ihr längst erlegen sind und sich erotischen Fantasien hingeben. Doch dann trifft auch ihn der Ansturm der ersten großen Liebe mit voller Wucht. Er versucht, die Aufmerksamkeit der Einunddreißigjährigen auf sich zu ziehen.
Aber so leicht ist die weltgewandte Frau nicht zu beeindrucken. Zielstrebig macht er sich daran, mehr über die geheimnisvolle Schönheit herauszufinden, die eine auffallende Affinität zu Frankreich, Inbegriff des dekadenten Westens, erkennen läßt: zunächst ihre Adresse, dann ihre Vergangenheit. Er stößt auf verstörende Antworten und lernt neue Fragen zu stellen. Eine menschliche Tragödie breitet sich vor seinen Augen aus, die bis in die dreißiger Jahre zurückreicht. Durch sein Wissen kommt er der Unnahbaren näher, als sie ahnt. Stets darauf lauernd, ob die Angebetete durch eine Bemerkung oder eine Geste verrät, daß sie seine in Aufsätzen und Gesprächen eingestreuten Anspielungen aufgelöst hat, erlebt er einen ständigen Wechsel von Illusionen und Desillusionierung.
Der ehrgeizige Umgang mit dem Wort und die Erkenntnis harter Realitäten setzen ungeahnte Fähigkeiten in dem jungen Mann frei. In der intensiven Auseinandersetzung mit Literatur, Kunst und Wirklichkeit entdeckt er die Macht und Bedeutung der Imagination. Sie spielt eine wichtige Rolle in seiner Deutung der Welt. Seine Sprache formt sich und mit ihr er selbst. Zwar läßt den Ich-Erzähler die Macht der Worte, auf die er in seiner Jugend noch ganz vertraut, Konfliktsituationen mit den Handlangern des Staates gewitzt meistern, doch muß er plötzlich auch die Gefährlichkeit des Machtapparats im Polen der Gomulka-Ära erkennen, der mit Worten allein nicht zu begegnen ist.
Was als Education sentimentale beginnt, wird zu einer Initiation in mehrere Bereiche: in die Liebe, in das reale Leben und in die eigene Zukunft. Er wird zum Schriftsteller.
Antoni Liberas erster Roman löste in Polen zum Teil heftige Reaktionen aus. Gegenstand der Diskussion war nicht nur die außerordentliche literarische Qualität des Buches, sondern vor allem die Thematisierung von Widerstand und Anpassung, Kleinbürgertum und Weltoffenheit im kommunistischen Polen der Nachkriegszeit. Völlig neu war zudem die Thematisierung der Rolle der Stalinisten im Spanischen Bürgerkrieg, die jenseits des Eisernen Vorhangs jahrzehntelang verheimlicht wurde. Eingebettet hat der Autor die politischen und künstlerischen Aspekte seines fein motivierten Romans in eine zarte Liebesgeschichte, die ihren Reiz aus dem Spiel von Nähe und Ferne der Beteiligten bezieht.
Quelle: amazon.de
Wow. Sowohl was die Liebesgeschichte a la Reifeprüfung als auch die politische Dimension betrifft ein wundervolles Buch. Ok ich bin manchmal schier wahnsinnig geworde so hat mich der Protagonist genervt. Ein kleiner selbstherrlicher Wicht der meiner Ansicht nach übertrieben dargestellt wird (wahrscheinlich weil der Roman anscheinend autobiographisch ist und der Herr Autor sich wohl selbst beweihräuchern wollte) - kein noch so nerdiger Freak hat um die Abizeit das alles gelesen was dieses Bürschchen hier angeblich verschlungen und verinnerlicht hat. Außerdem verhält er sich... naja wie ein Teenager eben *ggg*
ABER das tut dem Roman keinen Abbruch. Die intertextuelle Spielwiese ist grenzenlos und macht unglaublichen Spass. Die teilweise wie ein kriminalroman aufgezogene Geschichte um das Leben und die Geheimnisse der Lehrerin ist unheimlich spannend und überraschend. Man lernt unheimich viel über die politischen Verhältnisse im damaligen Polen und vr allem zum Thema spanischer Bürgerkrieg.
Und das beste: Anders als "Die Reifeprüfung" ist dieser Roman fernab jeglicher Banalität und lässt sich nicht zum befürchteten Ende hinreißen ;-)
Mann, Klaus: Anja und Esther – Ein romantisches Stück in sieben Bildern
Das Stück spielt auf einem abgelegenen Stift in der Gegenwart. Anja und Esther, Jakob und Kaspar sind Angehörige des eigentümlichen Heimes, das von einem Alten mit prophetischem Äußeren geführt wird. An dem abgeschiedenen Ort schwelgen die vier Personen in melancholischen Gedanken, Projekten und Hoffnungen. Das Verhältnis zwischen Anja und Esther wird als sehr intim dargestellt. Erst die überraschende Ankunft des Tänzers Erik bringt die abgeschottete Schwermütigkeit der vier Personen durcheinander. Esther verliebt sich in Erik und verlässt mit ihm das Heim. Anja dagegen bleibt „gefangen und geborgen am Orte des Alten zurück“. Das Stück ist Klaus Manns erstes veröffentlichtes Theaterstück. Es entstand im Anschluss an seine Zeit als Schüler der Odenwaldschule. In der Atmosphäre erinnert vieles an die Reformschule auf einem abgelegenen Hügel bei Heppenheim. In der Figur des Alten sah sich der Gründer und Leiter der Schule, Paul Geheeb, deutlich skizziert. Auch aus den Szenenbeschreibungen lassen sich Orte der Odenwaldschule identifizieren. Die Aufführung des Stückes war eine kleine Sensation. Die homoerotischen Andeutungen zwischen Anja und Esther erregten öffentliches Aufsehen. Große Aufmerksamkeit erlangte das Stück vor allem durch die Tatsache, dass es von dem Sohn des angesehenen Dichters Thomas Mann verfasst wurde. In einer Aufführung der Hamburger Kammerspiele am 22. Oktober 1925 spielte der Autor zusammen mit seiner Schwester Erika Mann, Pamela Wedekind und Gustaf Gründgens. „Dichterkinder spielen Theater“ lautete die Ankündigung der Aufführung. Die Literaturkritik tat das Stück einhellig als wirres, langatmiges und abgehobenes Jugendstück ohne klare Figurenzeichnung ab.
Quelle: wikipedia.de
Puh. ja die Literaturkritik hat da wohl nicht ganz unrecht aber am Ende musst ich doch ein paar Krokodilstränen wegdrücken. Aber gut um sich von solch einem Übervater abzugrenzen muss man als junger Autor wohl ein bisschen experimentieren. Wie das nächste Beispiel zeigt wirds besser ;-)
Mann, Klaus: Der fromme Tanz – Das Abenteuerbuch einer Jugend
Der Coming-out-Roman von Klaus Mann Andreas träumte vor Niels‘ Photographie. Ihm war es, als fände er alles, was in ihm selber Traum, Ahnung, Sehnsucht und Gedanke gewesen war, wieder in der Ruhe dieses Gesichtes ... Er gab sich dieser Liebe ganz hin, die er nicht als Verirrung empfand. Ihm kam es nicht in den Sinn, sie vor sich zu leugnen, sie zu bekämpfen als „Entartung“ oder als „Krankheit“. Diese Worte berührten die Wahrheit so wenig, sie kamen aus anderer Welt. Gut hieß er diese Liebe vielmehr ganz und gar, er lobte sie, wie alles, was Gott gab und verhängte – sei es noch so leicht oder schwierig zu tragen.
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Ein wunderbares und feinsinnig gezeichnetes Bild der Jugens im Berlin der 20er Jahre. In einer politisch wie finanziell unsicheren Zeit springt die Großstadtjugend auf den Beschleunigungszug auf und lässt sich mit fatalistischer Gleichgültigkeit die eigene Zukunft betreffend durch die goldenen 20er Treiben. Ein Generationenroman und gleichzeitig ein Befreiungsroman. Klaus Manns Befreiungsschlag gegen und von seinem Vater und dessen spießbürgerlicher biederer Generation welche noch von der Sicherheit der Jahrhundertwende träumt und von der sich Klaus Mann nicht nur schriftstellerisch abgrenzen muss. Nicht nur die homoerotischen Neigungen des Protagonisten sind schockierend für die Zeit sondern vor allem der völlig selbstverständliche Umgang damit. Es wird nicht einmal groß thematisiert. Ein unschuldiger Junge kommt nach Berlin und ist schwul. Punkt. Ebenso schockierend muss der lockere Lebensstil gewrkt haben. Keine feste Anstellung sondern ein Leben auf der Revue-Bühne. Wie unbürgerlich.
Unbedingt lesen!
Nabokov, Vladimir: Lolita
Der zunächst 1955 im Pariser Olympia-Press-Verlag erschienene Roman von Vladimir Nabokov erreichte einen mehr als zwei Jahre währenden Untergrundruhm; die 1958 veröffentlichte US-amerikanische Ausgabe geriet zum Skandalerfolg. Lolita ist ein virtuoses, ironisch-frivoles Meisterwerk der Weltliteratur und avancierte rasch zu einem Klassiker der Moderne.
Entstehung: Nabokovs Suche nach einem renommierten Verlag für seinen zwischen 1949 und Ende 1953 entstandenen Roman scheiterte, nachdem fünf Verlagshäuser die Veröffentlichung u. a. wegen Pornografieverdachts abgelehnt hatten. So erschien Lolita in englischer Sprache in dem auf mehr oder weniger anspruchsvolle literarische Erotika spezialisierten Olympia-Press-Verlag in Paris. Eine Art Vorstudie bildete die 1939 geschriebene, erst 1986 postum veröffentlichte Novelle Der Zauberer.
Inhalt: Der Roman schildert die unselige Leidenschaft des 1910 in Frankreich geborenen Literaturwissenschaftlers und Privatlehrers Humbert Humbert zu der kindhaften und gleichzeitig frühreifen 12-jährigen Dolores (Lolita) Haze. Humbert Humbert ist Mädchen zwischen neun und vierzehn Jahren verfallen; deren vollkommene Inkarnation findet er in Lolita. Um in ihrer Nähe bleiben zu können, heiratet er ihre Mutter, die Witwe Charlotte Haze; er verursacht indirekt deren Tod und beginnt mit Lolita – aus Furcht vor Entdeckung seiner verbotenen Leidenschaft – ein unstetes Reiseleben durch die USA. Humbert Humbert stellt bald fest, dass sie verfolgt werden, und eines Tages ist Lolita, offenbar mit dem Verfolger im Bunde, verschwunden. Als er sie nach Jahren wiedersieht – verheiratet, schwanger und in ärmlichen Verhältnissen lebend –, weigert sie sich, zu ihm zurückzukehren, doch gelingt es ihm, den Namen des damaligen Nebenbuhlers zu erfahren. Es ist der Dramatiker Clare Quilty, den er in einer furiosen Racheszene erschießt.
Mit sprachlicher und stilistischer Virtuosität geschrieben, zahlreiche literarische Anspielungen aufweisend und mit distanzierender Ironie unterlegt, ist der Roman weder Schilderung der Überschreitung moralischer Schranken noch Diagnose einer dekadenten Epoche, sondern am ehesten die Geschichte einer tragischen Leidenschaft, die ihren Gegenstand – wenn überhaupt – nur um den Preis der Zerstörung erreichen kann. Versuche, den Roman allegorisch zu deuten, wonach sein Thema v. a. in der Konfrontation des alten Europa (Humbert Humbert) mit dem jungen Amerika (Lolita) zu sehen sei, hat Nabokov zurückgewiesen.
Wirkung: Der anfangs heftig umstrittene Roman, der die Mitgliedschaft des Dichters im Kollegium der Universität zu gefährden drohte, entwickelte sich zu einem außerordentlichen kommerziellen Erfolg und verhalf Nabokov zur finanziellen Unabhängigkeit. Für die Verfilmung durch Regisseur Stanley Kubrick (1928–99) im Jahr 1962 hatte Nabokov auch das Drehbuch verfasst
Auch hierzu muss man wohl wenig sagen. Nach wie vor beeindruckend wie Nabokov hier mit den Emotionen und den Sympathien der Leser spielt. Am Ende ist der Pädophile sympatisch und man glaubt sogar daran, dass sein literarisches alter ego wirklich existiert.
Die Kubrik-Verfilmung ist übrigens Mist!!!!
So, schluss für heute :-)
FerminaDaza - 2. Feb, 14:00